| Programmtipp

50. Todestag von Pablo Neruda am 23. September

Pablo Neruda bei Audioaufnahme 1966

Pablo Neruda bei Audioaufnahme 1966

Der Tod des chilenischen Dichters fiel in eine politisch aufgepeitschte Zeit in seiner Heimat. ARD-Anstalten erinnern an Neruda, auch mit Hilfe von DRA-Inhalten (siehe unten).

Unter grimmigen Sprechchören und Intonationen der Internationalen schob sich am 25. September 1973 ein düsterer, von Soldaten überwachter Beerdigungszug durch die Straßen von Santiago de Chile. Er galt dem Dichter Pablo Neruda, dessen Todestag sich am 23. September zum 50. Mal jährt. Die genauen Todesumstände kurz nach der Machtergreifung durch Augusto Pinochet sind nach wie vor ungeklärt. Nerudas Freund und Parteikollege, der sozialistische Präsident Salvador Allende hatte sich beim Putsch das Leben genommen; beider Weggefährte und ebenfalls Idol der chilenischen Linken, der Sänger Víctor Jara, sowie weitere politische Gegner waren im Estadio Chile gefoltert und ermordet worden. Der 69-jährige Neruda litt zwar an Krebs, aber bis heute läuft eine gerichtliche Untersuchung dazu, ob er in seiner Zwangsisolation vergiftet wurde. Der Beerdigungszug wurde jedenfalls zu einem ersten Protestmarsch gegen die Militärjunta.

Neruda stellte seine Lyrik, für die er 1971 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, über viele Jahrzehnte in den Dienst sozialistischer und antifaschistischer Projekte. Sie ist eng verwoben mit seinem aktiven politischen Schaffen, etwa als chilenischer Konsul während des Spanischen Bürgerkriegs oder als Senator für die Kommunistische Partei Chile. In diesen Kontext fällt allerdings auch seine langwährende – heute sehr kritisch betrachtete – Bewunderung für Stalin. Insgesamt machte sein internationales Wirken im Sinn der Arbeiterbewegung Neruda zu einem hochgeschätzten Dichter in der DDR. Wie Allende und Jara galt er als antifaschistische Ikone, wurde Namensgeber von Straßen und Schulen und mit Gedenkmünzen und -briefmarken geehrt. Anlässlich seines Tods äußerte sich die Autorin Anna Seghers im DDR-Radio:

„Neruda bedeutet für mich sehr viel, und das ist keine Phrase, denn ich halte ihn für einen der wichtigsten und schönsten und besten Dichter, die wir hatten. […] Nerudas Gedichte begleiten mitreißend für immer jede Kampagne, die von einem einzelnen oder von vielen für ein besseres Leben, für das Glück der Menschen, für alles Schöne auf dieser von Feinden des Schönen gequälten Erde geführt wird. Wir können es noch nicht verstehen, dass Neruda diese schöne, gequälte Erde verlassen hat.“ (Radio DDR I, 24.09.1973)

 

Pablo Neruda im DRA

  • WDR-Podcast »ZeitZeichen« (mit O-Tönen aus dem DRA) in der ARD Audiothek
  • Aus Nerudas Autobiografie »Ich bekenne, ich habe gelebt« (1975/Rundfunk der DDR): 28. und 29.09.2023, MDR Kultur, jeweils 9 Uhr sowie in der ARD Audiothek