Mitarbeiterin an einer Bandmaschine im DRA | Bildquelle: DRA/Sabrina Bernhöft
Bildquelle: DRA/Sabrina Bernhöft

DDR-Hörfunkbestand

1945 – 1991

DDR-Hörfunkbestand

1945 – 1991

Der Hörfunkbestand aus dem Zeitraum 1945 bis 1991 umfasst die Überlieferungen des Rundfunks der DDR  sowie des Rundfunks in der Sowjetischen Besatzungszone und des ostdeutschen Rundfunks der Wendezeit.

Unter den Beständen des Rundfunks der DDR befinden sich Produktionen des Berliner Rundfunks, von Radio DDR (I und II), Deutschlandsender, Stimme der DDR, Radio Berlin International (RBI), Jugendradio DT64, Berliner Welle sowie der produzierenden Hauptabteilungen des staatlichen Komitees für Rundfunk (z.B. Hauptabteilung Funkdramatik, Hauptabteilung Musik). Aus der sowjetischen Besatzungszeit sind Produktionen des Berliner Rundfunks, des Mitteldeutschen Rundfunks sowie der Landes- und Regionalsender bis 1952 enthalten. Die Überlieferungen aus der Wendezeit bis 1991 umfassen Aufnahmen aus dem Funkhaus Berlin, der Landes- und Regionalsender 1990 und von Deutschlandsender Kultur.

  • Musikproduktionen

    Über 80.000 Musikaufnahmen aller Genres sind aus den Archiven des Rundfunks der DDR überliefert. Im Bestand der Ernsten Musik bilden unter anderem Aufnahmen mit den Rundfunk-Sinfonieorchestern Berlin und Leipzig und ihren langjährigen Chefdirigenten Rolf Kleinert, Heinz Rögner und Herbert Kegel eine bedeutende Sammlung des sinfonischen Repertoires. Aber auch kammermusikalische Werke, Chorwerke und Musiktheater wurden für den Rundfunk eingespielt.

    Auf die Unterhaltungsmusik spezialisiert waren zum Beispiel die Rundfunk-Tanzstreichorchester Berlin oder Leipzig. Fließend ist der Übergang zur Tanzmusik mit Produktionen mit Musikgruppen, Bands und MusikerInnen aus den Bereichen Pop, Rock, Liedermacher, Schlager und volkstümliche Musik. Weiterhin sind Produktionen von Jazzmusik, Kinder- und Jugendmusik sowie Hymnen in den Musikbeständen des DRA nachgewiesen.

    »Die Internationale« (für Chor und Orchester) (K: Pierre Degeyter, B: Hans Sachs, T: Eugène Pottier, Emil Luckhardt), mit: Solistenvereinigung des Deutschlandsenders, Rundfunkchor Berlin, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dirigent: Adolf Fritz Guhl. Berlin, 14.7.1953 (KONF 1712195)
  • Konzertmitschnitte

    Die Sammlung von Mitschnitten öffentlicher Konzerte aller Genres lässt ein detailliertes Bild des Konzertlebens in der DDR entstehen. Rundfunkeigene Veranstaltungen wie die Konzertreihen Dresdner Galeriekonzerte, Wartburgkonzerte, die Leipziger Messe- und Rathauskonzerte sowie die Anrechtskonzerte der Rundfunk-Sinfonieorchester boten den Hörern im Saal und an den Empfangsgeräten das klassische Repertoire, während bei Berolina-Konzerten und Reihen wie Musik der Nationen oder Melodie populär die leichte Muse aufgeführt wurde.

    Nationale und internationale Jazzmusiker traten bei der Jazzbühne Berlin und dem Internationalen Dixieland Festival Dresden auf. Für ein hauptsächlich junges Publikum fanden die beliebten DT 64-Jugendkonzerte und das Festival des politischen Liedes statt. Aber auch Konzerte von internationalen Großveranstaltungen wie die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die 1951 und 1973 in Ost-Berlin stattfanden, sind in Tonaufzeichnungen dokumentiert.

    Ergänzt wird die Sammlung um Gastauftritte internationaler Künstler in der DDR.

    »Allegro moderato« (Ausschnitt) aus: Sonate A-Dur, op. posth. 162, D 574 (für Violine und Klavier) (K: Franz Schubert), mit: David Oistrach (Violine), Lew Oborin (Klavier). Stunde der Musik. Konzert vom 16.10.1960 in der Deutschen Staatsoper Berlin. (KONF 793204)
  • Hörspiele und Features

    Das umfangreiche Hörspielschaffen am Rundfunk der DDR ist in weiten Teilen überliefert. Fast 8.500 Produktionen liegen vor,  wovon die Mehrzahl Hörspiele für Erwachsene darstellt. Darunter befinden sich international ausgezeichnete Hörspiele wie »Die Grünstein-Variante« von Wolfgang Kohlhaase in der Regie von Günther Rücker, das 1977 mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde, oder Gewinner des DDR-Hörspielpreises wie »Paris, noch einmal« von Hans Pfeiffer in der Regie von Barbara Plensat (Regiepreis der Kritiker 1984).

    Daneben umfasst die Sammlung Kinderhörspiele, Kriminalhörspiele sowie unterhaltende Sendereihen wie »Neumann – 2x klingeln« (1968 – 1981) oder »Waldstraße Nummer 7« (1983 – 1989).
    Auch die Features des Rundfunks der DDR, vor allem ab den 1960er-Jahren, sind als bedeutender funkdramatischer Bestand in großer Zahl überliefert. Abgerundet wird die Sammlung durch Sendungen über Hörspiele, wie Interviews über Hörspielproduktionen.

    »Paris, noch einmal« (Ausschnitt: Beginn). Hörspiel von Hans Pfeiffer. Regie: Barbara Plensat. Erstsendung: 13.3.1983. Ausgezeichnet mit dem DDR-Hörspielpreis 1984 (KONF 1319953)

    Wussten Sie schon?

    Sie können die Hörspiele des DDR-Rundfunks sowie Hörspiele der Weimarer Republik und Hörspiele der einzelnen ARD-Landesrundfunkanstalten und des Deutschlandradios ab 1945 in der ARD-Hörspieldatenbank recherchieren.

  • Sendungen

    Neben der aktuellen Berichterstattung aus Politik und Gesellschaft, die staatskonform war und damit in vielen Fällen propagandistische Töne anschlug, sind vielfältige Formate zu Themen der gesamten Lebenswelt zu finden: Magazine aus dem Bereich Kultur, Wort-Musik-Sendungen aus den Musikredaktionen, Sendungen aus den Redaktionen Wissenschaft oder Wirtschaft, Unterhaltungsprogramme aus den Kabarett- und Satireabteilungen des Rundfunks, Kindersendungen wie die Programme »Neues aus dem Butzemannhaus« und »Kinderradio Knirpsenstadt«, Sendungen und Veranstaltungen für die Jugend, Gesprächsrunden oder Ratgebersendungen. Ergänzt wird die Überlieferung durch einzeln überlieferte Beiträge, Interviews und Reportagen.

    Ausschnitt aus der ersten Unterwasserreportage mit Reporter Werner Klein. Gespräch mit dem Taucher Kolemsky (phon.) und weiteren Mitgliedern des Bergungstrupps eines Schiffswracks. Warnemünde, ca. 14.5.1948 (KONF 1319953)
  • Bestand Radio Berlin International (RBI)

    Einen besonderen Bestand bilden die Tonbänder des Senders Radio Berlin International, der das Auslandsprogramm des Rundfunks der DDR war. Hauptsächlich aus der Wendezeit sind Sendungen der deutschsprachigen und fremdsprachigen Redaktionen überliefert. Das Programm wurde von den diversen Redaktionen in den jeweiligen Sprachen der Zuhörer auf der ganzen Welt produziert und gesendet.

    Sprachen und Redaktionen:

    • Arabisch
    • Dänisch
    • Deutsch
    • Englisch (Nordamerika, Afrika, Europa, Südostasien)
    • Französisch (Afrika, Europa)
    • Hindi
    • Italienisch
    • Polnisch
    • Portugiesisch
    • Russisch
    • Schwedisch
    • Spanisch (Europa, Lateinamerika, darunter: Chile-Archiv 1973 – 1990)
    Kopfansage RBI, Programm Chile, Sendung »Chile al día«. 12.3.1990 (KONF 6833279)
  • Geräuscharchiv

    Historische Geräusche und Geräusche aus dem DDR-Alltag bilden den Schwerpunkt dieser Sammlung. Auf ca. 11.000 Tonträgern sind etwa 950 Stunden konserviert, die den Klang der Lebenswelt in folgenden Bereichen abdecken:

    • Personen
    • Arbeit
    • Verkehr | Flugzeuge | Weltraum
    • Sport
    • Tiere | Natur
    • Militär
    • Glocken und Musik

     

    Die Geräuschsammlung wurde vorrangig für die Produktion von Funkdramatik zusammengetragen. So hatten die Radiomacher für Hörspiele ein klingendes Arsenal griffbereit. Durch diese Sammlung kann man erleben, wie sich Alltag früher anhörte: Vom Sound der DDR-Küchenmaschinen »Unifix« über den Klang der Sirene der »Völkerfreundschaft« – des ersten Urlaubsschiffes der DDR – bis hin zur Atmo auf den Ostberliner Bahnhöfen. Und auch Geräuschklassiker wie das Münztelefon fehlen nicht.

    Geräusch Telefonzelle: Tür, Hörer, Münzen, Wählen. Berlin, 10.4.1975 (KONF 6805074)

Die Bestände stammen größtenteils aus den Archiven des Rundfunks der DDR (Wortbandarchiv, Musikarchiv der HA Musik, diverse Redaktionsarchive). Zusätzliche Überlieferungen stammen von Monitoringdiensten in der Bundesrepublik Deutschland, über die Teile des Programms der DDR zu Überwachungszwecken aufgezeichnet wurden. So ergänzen die Aufzeichnungen des RIAS-Monitors und des Gesamtdeutschen Instituts die Bestände des DDR-Rundfunks am DRA.

Als Besonderheiten hervorzuheben sind Produktionen in Kunstkopf-Stereofonie – eine spezielle Tonaufnahmetechnik, die ein realistisches Hörerleben nachbildet – 24-Stunden-Mitschnitte ausgewählter Tage des Rundfunkprogramms 1990 und 1991. Übernahmen und Nachlässe erweitern die Überlieferung: Mitschnitte des Kabarett-Ensembles »Die Distel« und der Schallplattenbestand des SAPMO sowie Nachlässe wie die des Rundfunkautors Josef Pelz von Felinau (1895 – 1978).