Foto: DRA/Sabrina Bernhöft
Produktionen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (1933 – 1945)
Rundfunk im Nationalsozialismus
Der Rundfunk entwickelte sich in Deutschland innerhalb weniger Jahre zum Massenmedium. Die Nationalsozialisten fanden 1933 ein Instrument vor, das sie vollständig kontrollieren und für Propagandazwecke einsetzen konnten. Während der NS-Zeit wurde der Rundfunk weiter ausgebaut und seine Reichweite mit Hilfe des Volksempfängers beträchtlich ausgedehnt. Als bevorzugtes Instrument zur Lenkung der Bevölkerungsmeinung konnte der Rundfunk vor allem zum Kriegsende hin trotzdem nur eine begrenzte Wirkung entfalten.
Die im DRA überlieferten Aufnahmen dokumentieren das politische Geschehen in der Regel aus der Perspektive der Machthaber – von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 bis zur Kapitulation Deutschlands am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Die verfolgte Opposition verfügte nicht über die gleichen Möglichkeiten. Erst während der Kriegsjahre entstand ein dichteres Netz von Auslandssendern, wie dem Deutschen Dienst der BBC, die auch deutschen Exilanten ein Sprachrohr gaben. Von diesen Sendungen sind jedoch nur vergleichsweise wenige im DRA erhalten.
Die Überlieferung der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft im DRA umfasst heute ca. 22.600 Tondokumente aus der NS-Zeit. Darin vertreten sind nahezu alle Gattungsformen, aus denen das Programm damals zusammengesetzt war. Ein Schwerpunkt sind die Mitschnitte öffentlicher Reden und Veranstaltungen des politischen Regimes. Aus der Kriegszeit existiert eine dichte Sammlung von Nachrichten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Musikaufnahmen der verschiedenen Rundfunkorchester und -ensembles mit ihrem Repertoire von Klassik bis Unterhaltung. Aber auch Reportagen, Hörspiele, Sport- und Kinderfunksendungen sind erhalten.
Josef Goebbels über den Rundfunk (1933)
Der neu ernannte Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda traf am 25.3.1933 die Intendanten und Direktoren der Rundfunkgesellschaften und erläuterte in einer programmatischen Rede seine Vorstellungen von der künftigen Rolle des Rundfunks im NS-Staat. Er forderte die Gleichschaltung der Rundfunkmitarbeiter und rechtfertigte sie durch die besondere Wirksamkeit dieses Mediums für die Propaganda: »Ich halte den Rundfunk für das allermodernste und für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument, das es überhaupt gibt.« (Veranstaltungsmitschnitt vom 25.3.1933 – keine Rundfunksendung)
Olympische Spiele 1936
Die Olympischen Spiele von 1936 zählen zu den größten Propagandaerfolgen des NS-Regimes. Das Ereignis wurde mit großem technischem und personellem Aufwand über den Rundfunk in 40 Länder übertragen. Der Olympia-Weltsender mit einem Sportbericht vom 5.8.1936.
Unterhaltungssendungen
Leichte Unterhaltung nahm mit Kriegsbeginn 1939 einen immer größeren Stellenwert im Rundfunkprogramm ein. Sendefolgen wie das »Wunschkonzert für die Wehrmacht« oder der »Ankerspill« aus dem großen Sendesaal im Berliner Haus des Rundfunks erlangten große Popularität.
Hier die Ansage und Inhaltsangabe zur 25. Sendung »Blinkfeuer Heimat« vom 11. Mai 1941. Die Sendung wurde vom Deutschen Kurzwellensender für die Übertragung nach Übersee produziert. Der deutschen Ansage folgte das Gleiche auf Spanisch und Englisch.
Nachrichten vom Krieg
Neben dem Unterhaltungsprogramm nahm die Berichterstattung über das Kriegsgeschehen einen breiten Anteil im Rundfunkprogramm während des Zweiten Weltkriegs ein. Die aktuellen Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht wurden mehrmals täglich verlesen. Dazu kamen weitere Nachrichten des Rundfunks mit und ohne militärische Bezüge, wie in dem hier zu hörenden Beispiel vom 6.2.1943. Darüber hinaus wurde das Kriegsgeschehen dem Publikum in Reportagen der Propagandakompanien (PK-Berichte) und Studiogesprächen mit Militärangehörigen nahe gebracht. Sondermeldungen mit eigens komponierten Fanfarenklängen zur Wiedererkennung wurden nach der Niederlage in Stalingrad nicht mehr eingesetzt.
Das RRG-Schallarchiv
Das Schallarchiv der RRG umfasst insgesamt den Zeitraum 1929 – 1945. Es ist bis heute nicht vollständig überliefert. Krieg und Nachkriegszeit führten zu Verlusten und zur Zersplitterung des Schallarchivs, dessen Rekonstruktion ab 1956 vom Deutschen Rundfunkarchiv – damals noch unter dem Namen Lautarchiv – begonnen wurde.
Der erste Schritt dazu war die Übernahme von rund 4.500 Tonaufnahmen aus dem Archiv der British Broadcasting Corporation (BBC), die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dorthin gebracht worden waren. Nach und nach konnte der vorhandene Bestand erweitert werden. Den größten Zuwachs erhielt die RRG-Überlieferung aus den Beständen der früheren »Rundfunkarchive Ost«, die 1994 an das DRA angegliedert wurden.
Daneben waren Kopien von Originaltonträgern der RRG, die sich heute im Besitz des Tschechischen Rundfunks befinden und Schallfolien, die in Oslo bei Grabungsarbeiten für das neue Funkhaus gefunden wurden, wichtige Puzzleteile bei der Rekonstruktion des früheren Schallarchivs der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.