Am 13. Oktober hatten wir Besuch von einem Drehteam: Der Journalist Nico Mesterharm produziert einen Dokumentarfilm über die Beziehungen zwischen der DDR und Kambodscha vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs. Mit Kameramann und dem Protagonisten Dima Yim kam er zur Spurensuche ins Archiv.
»Da, das bin ich. Der mit der Brille, im Hintergrund.« Der ältere Herr spricht ruhig und leise, während er aufmerksam das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgt. Zu sehen sind Aufnahmen eines kambodschanischen Staatsbesuchs in der DDR 1980, im Jahr nach dem Ende der Diktatur in Kambodscha. Der damals 29-jährige Dima, seit 1971 wohnhaft in der DDR, wurde als Dolmetscher angefordert und begleitete die Delegation drei Tage lang. Heute sieht er sein jüngeres Ich auf unseren Bildschirmen, wird dabei gefilmt und antwortet auf die Fragen des Regisseurs: Ob er Lampenfieber hatte. Ob er in persönlichem Kontakt zu den Mitgliedern der Delegation stand. Ob es kalt war.
Der Fragende ist Nico Mesterharm, Journalist und Filmemacher, der seit 2005 in Kambodscha lebt. Die Aufarbeitung der Diktatur der Roten Khmer (1975–1979) in Kambodscha ist eines seiner zentralen Themen, dem er sich in dokumentarischen Formaten mit Zeitzeugen und filmischen Zeugnissen widmet. In Kambodscha selbst sei wegen des ungünstigen Klimas viel Archivmaterial verloren gegangen, erzählt er, und so freut er sich, dass er im DRA fündig wurde: In mehreren Sendungen des DDR-Fernsehens erscheint Dima bei seinen Dolmetschertätigkeiten. Anhand der persönlichen Geschichte des ehemaligen DDR-Bürgers aus Kambodscha will Mesterharm die Beziehung zwischen der DDR und Kambodscha thematisieren.
Der Film soll im April 2025 veröffentlicht werden, um des 50. Jahrestags der Machtergreifung durch die Roten Khmer zu gedenken. Wir freuen uns, dass das DRA dazu beitragen kann und sind schon gespannt auf das Ergebnis!