| Neues aus dem DRA

Editionsprojekt »Hitler-Reden 1933–1945«

Radiohörer am Volksempfänger. 1933

Radiohörer am Volksempfänger. 1933

Forschungsverbund bereitet alle Hitler-Reden der Jahre 1933 bis 1945 wissenschaftlich auf.

Gemeinsames Projekt der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, der Goethe-Universität Frankfurt, des Instituts für Zeitgeschichte München−Berlin, des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache und der Philipps-Universität Marburg.

Mit einem Auftakt-Workshop am 25. und 26. Januar 2024 ist ein neues Editionsprojekt »Hitler-Reden 1933–1945« gestartet. Das von der DFG geförderte Projekt ist auf sieben Jahre angelegt und soll erstmals alle Reden Hitlers für die Jahre 1933–1945 identifizieren, analysieren und durch eine kritische Edition der wissenschaftlichen und allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich machen.

Das Projekt ist eine Initiative des Instituts für Zeitgeschichte (Prof. Dr. Magnus Brechtken) in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Lehrstuhl für Neueste Geschichte mit dem Schwerpunkt Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, Prof. Dr. Christoph Cornelißen), der Philipps-Universität Marburg (Lehrstuhl für Praktische Informatik, Prof. Dr. Bernd Freisleben), der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Frankfurt am Main/Potsdam-Babelsberg (Dr. Götz Lachwitz) und dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim (Prof. Dr. Henning Lobin).

Ziel des Projektes ist es, alle einschlägigen Texte und Audio-Überlieferungen in einer wissenschaftlich zuverlässigen Form verfügbar zu machen. Sachverhalte und Zusammenhänge werden auf dem aktuellen Stand der Forschung in den Anmerkungen erläutert, Kurzbiografien stellen die erwähnten Personen vor. Der wissenschaftliche Forschungsstand zu Aussagen und Hintergründen wird aufbereitet und zusammengefasst.

In der Tradition früherer Editionsprojekte des Instituts für Zeitgeschichte, namentlich »Hitler: Reden, Schriften, Anordnungen 1925–1933« und »Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition«, werden alle Reden in gedruckter Form mit Einführungen zum Wissensstand und dem zeitgeschichtlichen Kontext veröffentlicht. Sie sollen anschließend auch digital im Open Access publiziert werden. Darüber hinaus sollen erstmals auch die überlieferten Audioaufzeichnungen fachgerecht editiert, kommentiert und mit avancierten maschinellen Methoden als Korpus durchsuchbar und analysierbar gemacht werden.

Dazu werden alle verfügbaren Audio-Überlieferungen recherchiert, durch das Deutsche Rundfunkarchiv tontechnisch aufbereitet und in einer digitalen Audio-Edition mit kontrolliertem Zugang für unterschiedliche Zielgruppen (Wissenschaft und Schulen, Journalismus, Public History) nutzbar gemacht.

Eine rundfunkbezogene Kommentierung, die am Lehrstuhl für Neueste Geschichte in Frankfurt am Main erarbeitet wird, soll die Inszenierung der Reden im Radio erläutern, die Produktions-, Sende- und Empfangsbedingungen rekonstruieren und auf Hitlers Stimme und Redeweise eingehen, wie sie in den Tondokumenten in Erscheinung treten.

Die Forschungsgruppe an der Universität Marburg wird besonderes Augenmerk auf die Synchronisation des Tons mit dem transkribierten Text, die automatische und interaktive Analyse prosodischer Merkmale sowie auf die Entwicklung KI-gestützter maschineller Lernverfahren zur automatischen Erkennung von verbalen und non-verbalen Publikumsreaktionen legen.

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim wird das Projekt sprachwissenschaftlich begleiten und die Texte mit seinen analytischen Tools für weitere Forschungen erschließen.

Zum Ende der ersten Förderphase in drei Jahren sollen das Text- und das Audiokorpus vollständig vorliegen, und die Veröffentlichung der ersten Jahrgänge der Textedition wird vom Institut für Zeitgeschichte auf den Weg gebracht. Parallel dazu sollen die ersten Jahrgänge der in Frankfurt am Main vorbereiteten Audio-Edition abgeschlossen sein.