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Vor 75 Jahren: Gründung der Stasi

Demonstrierende mit großem Transparent mit dem Text "Schluss mit Stasi u. SED-Diktatur u. Nazismus. Viel Unrecht und Leid klagt euch an"

Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstrierende die Stasi-Zentrale in Berlin, um die Zerstörung von Akten zu verhindern.

Am 8. Februar 1950 wurde in der DDR das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gegründet, im Volksmund Stasi. In den folgenden vier Jahrzehnten sollte die Geheimpolizei zu einem der mächtigsten Machtinstrumente der SED-Diktatur werden. Die Aufgabe der Stasi war es, zum Schutz »des Deutschen Volks« sogenannte Republikfeinde ausfindig zu machen.

Mit dem Ausbau der Stasi, insbesondere unter Minister Erich Mielke (ab 1957), wuchs auch das Ausmaß der Überwachung und Repression. Der geheimpolizeiliche Apparat verfolgte und inhaftierte Zehntausende von Menschen, und durchdrang durch flächendeckende Spionagearbeit fast alle Lebensbereiche der DDR. Dazu setzte die Stasi zahlreiche »inoffizielle Mitarbeiter« (IM) ein: Bürger und Bürgerinnen der DDR wurden auf perfide Weise dazu angestiftet, sich gegenseitig zu bespitzeln und manipulative »Zersetzungsmaßnahmen« durchzuführen. Im Zuge der friedlichen Revolution wurde die Stasi schließlich aufgelöst.

Anlässlich des Jahrestags veröffentlichen die ARD-Archive in der Audiothek eine Sammlung von Hörfunkbeiträgen in der Rubrik »ARD Retro«. Mehrere davon stammen aus DRA-Beständen. Hören Sie zum Beispiel, wie Karl Steinhoff, damals Innenminister, 1950 vor dem provisorischen Parlament der DDR die Einrichtung des neuen Ministeriums begründet: Demnach sei es zuletzt vermehrt zu Sabotageakten wie Bränden und Sprengungen in Betrieben und auf Höfen gekommen. Um diesem Treiben »amerikanischer Imperialisten« auf DDR-Boden Einhalt zu gebieten, sollte das neue Ministerium »informatorische Berichterstattung« leisten.

Aus dem gleichen Jahr  findet sich unter den Beiträgen ein Kommentar des TV-Chefpropagandisten Karl-Eduard von Schnitzler, der später die Politpropagandasendung »Der Schwarze Kanal« verantworten sollte. Ausführlich beschreibt er mutmaßliche Sabotageaktionen westlicher Agenten auf dem Gebiet der DDR. Außerdem spricht Erich Mielke, der langjährige Minister für Staatssicherheit, 1963 in einem ausführlichen Interview über die Aufgaben der Stasi.