Fanny Damaschke, Brigitte Meiswinkel, Petra Wirbatz, Monika Unferferth im Fernsehzentrum Berlin-Adlershof. | Bildquelle: DRA/Nerlich, Christine

Programmansagerinnen der ersten Stunde

Sie waren das Gesicht des Deutschen Fernsehfunks: Die Programmansagerinnen. Viele der attraktiven jungen Frauen waren vielseitig talentiert und hochqualifiziert. Doch mit dem Beruf ging nicht nur Ruhm und Bekanntheit einher. Das Ansagekollektiv stand unter politischem Druck, die DDR und den Sozialismus nach außen angemessen zu vertreten.

Als im Jahr 1952 der Deutsche Fernsehfunk erstmals mit einem Versuchsprogramm auf Sendung ging, war es auch für Margit Schaumäker im Fernsehzentrum Adlershof ein denkwürdiger Moment. In der Hitze der Scheinwerfer stand die damals 27jährige zur Begrüßung der Fernsehzuschauer vor der Kamera. Eine Ansage im Sitzen, so erinnerte sie sich später, galt als unhöflich.  Schaumäker war ausgebildete Schauspielerin und blieb zwölf Jahre  Programmansagerin. Für die Frauen war es ein lukrativer Job: Für zehn Ansagen erhielt man damals rund 1.500 Mark.

Um den Bedarf für das gesamte Fernsehprogramm zu decken, entstand ein eigenes Ansagekollektiv im Fernsehfunk. Nicht wenige der Frauen waren Schauspielerinnen, darunter Erika Radtke, Doris Weikow oder Gerlind Ahnert. Aber auch Quereinsteigerinnen wurden engagiert, wie die Tänzerin Margot Ebert und die gelernte Bauzeichnerin Monika Unferferth. Im Wettstreit zwischen West- und Ostfernsehen professionalisierte sich das Berufsbild schnell: Bevor die Frauen vor der Kamera standen, war ein dreijähriges Studium an der Fernsehakademie in Berlin-Adlershof vorgesehen. 

Margit Schaumäker im Fernsehzentrum des DFF: Margit Schaumäker berichtet über die Anfangszeit des Fernsehzentrums (Deutscher Fernsehfunk) in Berlin-Adlershof. (teilw. ohne Ton).

Der Job als Ansagerin war für die Frauen häufig Ausgangspunkt einer glanzvollen Karriere im Rundfunk. Vom Polizeiruf bis zur Weihnachtsshow – die Programmsprecherinnen, wie sie im Jargon des DDR-Fernsehens genannt wurden, waren auch als Reporterinnen, Moderatorinnen oder Schauspielerinnen unterwegs. Margot Ebert war später beispielsweise noch viele Jahre Redakteurin für Kultursendungen.

Margot Ebert interviewt Fernsehzuschauer für das »Kleine Fernsehforum«

»Visitenkarten« des Fernsehfunks

Viele Ansagerinnen erlangten über die DDR hinaus Berühmtheit. Sie repräsentierten den Deutschen Fernsehfunk auch im Ausland. Gerline Ahnert begleitete zum Beispiel 1963 eine Regierungsdelegation nach Ägypten. 1965 reiste sie nach Kuba, um im kubanischen Fernsehen die Programmansage zu etablieren.

Aufgrund ihrer häufigen Livepräsenz auf dem Bildschirm wurde von ihnen politische Zuverlässigkeit eingefordert. Zwar war die SED-Mitgliedschaft keine Voraussetzung – aber der Wunsch wurde durchaus an sie herangetragen. Und auch die Anwesenheit von Parteikadern und politischen Funktionären im Deutschen Fernsehfunk und Gerüchte über Bespitzelungen ließen die Erwartungshaltung der Staatsführung spürbar werden.  

Verdienstmedaille für Moderatorinnen des DFF: In Berlin verleiht Anton Plenikowski (Ministerrat der DDR) die Verdienstmedaille an Margot Ebert, Maria Kühne und Margit Schaumäker (Moderatorinnen Deutschen Fernsehfunk).

Konflikte und Brüche

In einigen Fällen kam es dennoch zu Konflikten und Brüchen mit dem DDR-Regime: Monika Unferferth geriet 1974 mit dem Sender in Konflikt, als ihr Mann, der DEFA-Regisseur Frank Beyer, gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierte. Sie durfte eine Weile nicht mehr als Ansagerin arbeiten. Renate Hubig, die 1963 zur Programmansagerin ausgebildet wurde, verliebte sich 1973 in einen Mann aus Westberlin. Noch im gleichen Jahr verließ sie im Kofferraum seines Autos die DDR. Edda Schönherz suchte 1974 in der Botschaft der Bundesrepublik in Budapest nach einer Ausreisemöglichkeit. Zurück in Ostberlin, wurde sie verhaftet und wegen »Vorbereitung zum illegalen Verlassen der DDR im besonders schweren Fall« zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach ihrer Freilassung verließ auch sie die DDR.

Programmansagerinnen: Hinter den Kulissen

Jobverlust mit Auflösung des Fernsehfunks

Die Auflösung des Deutschen Fernsehfunks im Zuge der Wiedervereinigung bedeutete für viele der »Ansagerinnen erster Stunde« das Ende der Karriere. Nur wenige wechselten in eine der ARD-Rundfunkanstalten. Monika Unferferth arbeitete für den ORB und als freie Regisseurin. Fanny Damaschke blieb den Zuschauern des MDR als Moderatorin erhalten. Um Erika Radtke, Doris Weikow und Margot Ebert wurde es hingegen still.

Dr.  Rabea Limbach

Quellen

  • Konrad-Adenauer-Stiftung: Die politische Meinung  mehr
  • MDR Kurzporträts: Ansagerinnen in den 50er- und 60er Jahren mehr 
  • MDR Programmsprecherinnen: Die Gesichter des DDR-Fernsehens mehr
  • MDR Lexikon: Margit Schaumäker - erste Ansagerin im DDR-Fernsehen mehr