Titelseite der Zeitung »Die Welt« vom 19. Juni 1948 zur Währungsreform | Bildquelle: picture alliance/imageBROKER/H.-D. Falkenstein

Währungsreform und Marshall-Plan

Der Krieg war aus, und die Deutschen fanden sich in sozial und wirtschaftlich schwierigen Zeiten wieder. Die durch den Krieg stark zerstörte Infrastruktur, die durch die Besatzungsmächte beschränkte Produktion und die – vor allem in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) – geforderten Reparationsleistungen sorgten für eine schlechte Versorgungslage. Das Angebot an Waren war weit geringer als die Geldmengen, die im Umlauf waren. Tauschhandel und Schwarzmarkt florierten.

Neues Geld muss her

Um die Verteilung der Produkte besser regulieren zu können und die deutsche Volkswirtschaft in ihrem Einflussgebiet wieder aufzubauen und zu stabilisieren, entschieden sich die Westalliierten für die Einführung einer neuen Währung.

»Das neue Geld heißt: die Deutsche Mark.«

Robert H. Lochner, 18. Juni 1948

Am 18. Juni 1948 verkündete Robert H. Lochner als Sprecher der amerikanischen Militärregierung im deutschen Rundfunk die Einführung eines neuen Zahlungsmittels in den drei westlichen Besatzungszonen. Das »Erste Gesetz zur Neuordnung des deutschen Geldwesens« trat am 20. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen in Kraft und brachte ab dem 21. Juni 1948 die Deutsche Mark (DM) in Umlauf. In den Westsektoren Berlins war es am 24. Juni 1948 so weit.

Ausschnitt aus der Verkündung der Währungsreform für die drei Westzonen Deutschlands durch Robert H. Lochner am 18.06.1948 (KONF 723138)

Die Währungsreform sorgte bald für eine bessere Versorgungssituation und beendete die weit verbreitete Tauschwirtschaft. Die Deutsche Mark löste die Reichsmark, die Rentenmark und die Alliierte Militärmark ab und war von nun an einzig erlaubtes Zahlungsmittel in den westlichen Besatzungszonen und in den Westsektoren Berlins.

In der sowjetischen Besatzungszone und Ost-Berlin wurde am 23. Juni 1948 eine eigene Währung eingeführt, was die Entwicklung in der SBZ und den Westzonen immer weiter auseinandergehen ließ und die Spaltung vertiefte.

George C. Marshalls Plan

Um die soziale und wirtschaftliche Lage in Deutschland, aber auch im restlichen Europa, nach dem Zweiten Weltkrieg zu stabilisieren, initiierte und konzipierte der US-Außenminister George C. Marshall bereits 1947 ein Programm, das Wiederaufbau und Wirtschaftshilfen vorsah. Der nach ihm benannte Marshall-Plan (offiziell »European Recovery Program«) trat am 3. April 1948 in Kraft. Er versorgte die vom Krieg geschädigten Staaten Westeuropas, einschließlich der Westzonen Deutschlands und der Westsektoren Berlins, mit Krediten und Hilfslieferungen. Im Gegenzug mussten sich die teilnehmenden Staaten der Marktwirtschaft verpflichten. Die Verteilung der Hilfen dauerte vier Jahre an und wurde durch die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) organisiert.

»Es wird behauptet, der Marshall-Plan bringe Hilfe für die deutsche Wirtschaft.«

Walter Ulbricht, 18. März 1948

Die Sowjetunion sah im Marshall-Plan die Gefahr der verstärkten Einflussnahme der USA in und auf Europa. Zudem stand die Einführung der Marktwirtschaft im Gegensatz zu einem von der Sowjetunion angestrebten sozialistischen Wirtschaftssystem. Deshalb untersagte sie den unter ihrem Einfluss stehenden Staaten Osteuropas und der SBZ die Teilnahme.

Walter Ulbricht, damals stellvertretender Vorsitzender der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), übte im März 1948 öffentlich Kritik am Marshall-Plan. Er sprach auf dem Zweiten Deutschen Volkskongress in Berlin. Tonaufnahmen vom Kongress sind im Deutschen Rundfunkarchiv überliefert.

Maximilian Seiler

Ausschnitt aus der Rede von Walter Ulbricht (stellvertretender Vorsitzender der SED) auf dem Zweiten Deutschen Volkskongress in Berlin am 18.03.1948 (KONF 4527607) / Bild: Walter Ulbricht auf der 2. Volkskammersitzung am 15.11.1950 in Berlin (Bundesarchiv, Bild 183-08618-0005 / Sturm, Horst / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

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